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C
D
E
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G
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J
K
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L
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M
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- Mittelstraße 5
P
S
W
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- Waldmüllertrstraße 3
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- Weinbergstraße 20
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Z
Potsdam
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+++Wir suchen noch Material wie Fotos, Flugblätter, Filmsequenzen und Informationen zum Thema, um die Seite weiter zu gestalten und freuen uns selbstverständlich über Kommentare jeglicher Art! Kontakt: squat.map.potsdam@gmail.com+++
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Hausbesetzungen in Potsdam seit den 1980er Jahren
Von 1989 bis heute gab es in Potsdam über 70 Hausbesetzungen, Wagenplatzaneignungen und eine unbekannte Anzahl an Wohnungsbesetzungen. Es gibt so nur eine ungefähre Vorstellung darüber, wie hoch der Umfang an Besetzungen wirklich war. So existierten auch viele Grundstücke, die lange leer standen und deren Zustand über längere Zeit den Verwaltungsinstitutionen unbekannt waren. Erst mit Wirkung vom 1.4.1994 übernahm die WVP von der GEWOBA den gesamten Verwaltungsbestand aller Privatgrundstücke wie restitutionsbefangener Grundstücke. Bei einer ersten Bestandsaufnahme stellte sich heraus, dass bei über 60 Grundstücken die Wohngebäude vollständig leer gezogen und nicht vermietbar waren, oder eben besetzt waren. In einem Schreiben an die Stadt Potsdam legt ein Mitarbeiter die Situation dar:
„Bei 8 Grundstücke haben wir illegale Besetzer vorfinden müssen. Wir gehen davon aus, dass sich 70-100 Besetzer in diesen Häusern aufhalten.“1
Schon 1991 galt Potsdam vielen Protagonist_innen der Szene als „Hauptstadt der Hausbesetzer“. Zahlenmäßig wollten sich Besetzer_innen damit an den Metropolen messen, denn mit 35 besetzten Häusern auf 120.000 Einwohner, rangierte die Landeshauptstadt in der „Besetzungsdichte“ noch vor Hamburg, Berlin und Leipzig.2 Eine Rechnung, die soweit stimmt, wenn auch die Größe der Häuser außer Acht gelassen wird, denn die meisten besetzten Häuser in Potsdam sind deutlich kleiner als in den Großstädten. Trotzdem war Potsdam in den 90ern ein wichtiges Zentrum für die Besetzungsbewegung in der Bundesrepublik.
Besetzungen in Potsdam in den 80er Jahren
Schon zu DDR-Zeiten wurden in vielen Städten Wohnungen besetzt. Auch für die 60er Jahre sind erste illegale Wohnraumbezüge nachweisbar.3 Der Grund war in erster Linie die Wohnungsnot, denn die DDR hatte bis zu ihrem Ende mit der Lösung der „Wohnungsfrage“ zu kämpfen. Da im sozialistischen deutschen Staat die Wohnraumvergabe staatlich gelenkt und zu wenig Wohnraum vorhanden war, hatten besonders junge Menschen große Schwierigkeiten an Wohnungen zu kommen. Gleichzeitig gab es – unter anderem als Folge der DDR-Wohnungbaupolitik, die dem Neubau an den Stadträndern Vorrang einräumte, aber die Sanierung von Altbauten lange Zeit vernachlässigte - einen großen Bestand an leerstehenden und maroden Altbauten. So war das stille Besetzen eine Möglichkeit, die staatliche Wohnraumlenkung zu unterwandern und illegal, ohne staatliche Zuweisung, Wohnraum zu besetzen und als sogenannter „Schwarzwohner“ das eigene Wohnraumproblem zu lösen. Dabei war das Besetzen angesichts der billigen und staatlich subventionierten Mieten in der DDR meist keine Kostenfrage. Mitunter gelangten die „Schwarzwohner_innen“ auf diese Weise sogar an ein legales Mietverhältnis.
Ein wahres „Eldorado“ für die Besetzer_innen im sozialistischen Potsdam war das Holländische Viertel. Ab Mitte der 80er entwickelte sich dort eine vielseitige alternative Szene. In den besetzten Wohnungen fanden Künstler_innen, neben einer Wohnmöglichkeit, ihren Raum für Fotoarbeiten, Malerei, Drucke, Musik, Literatur, Super Acht-Filmkunst und einige illegale Ausstellungen wie die „Schwarz-Weiß-Ausstellung“ und andere inoffizielle Veranstaltungen. Hier konzentrierten sich Menschen, die sich mit dem Besetzen eine Nische als Alternative zu den normierenden Verhältnissen des DDR-Systems erschlossen, wobei aber gemeinschaftliche Wohnkonzepte, wie es zur gleichen Zeit im westdeutschen Alternativmilieu praktiziert wurde, kein Thema war. Teile dieser Szene waren auch in die DDR-Bürgerbewegung und unter anderem in die Proteste vom 7. Oktober 1989 involviert. Die Staatssicherheit observierte diese Szene im Holländischen Viertel schon allein wegen ihrer alternativen Ausrichtung und überzog einzelne Bewohner_innen mit repressiven Maßnahmen.
Initialphase 1989-19904
Schon im November 1989 besetzten Künstler ein altes Fabrikgebäude in der Potsdamer Innenstadt und riefen dort die „erste unabhängige Kunstfabrik“ aus. Am 11. Dezember 1989 besetzte die schon 1987 gegründete Potsdamer Antifagruppe ein Haus in der Dortustraße 65. Dort wird auch einige Monate später ein „Info-Café“ eröffnet. Im Februar 1990 wird die Dortustraße 8 besetzt. Im November 1989 wird die Einsteinstraße 25, unter anderem von Filmemacher_innen und im Sommer 1990 die „fabrik“ in der Gutenbergstraße 105 besetzt, um dort Konzerte und andere Veranstaltungen wie beispielsweise die „Tanztage“ durchzuführen. Im August 1990 wurden die Dortustraße 5 und im September 1990 die Gutenbergstraße 22 von Hausbesetzer_innen bezogen.
Schon Ende 1990 wird eine Ausdifferenzierung der Besetzungspraxis deutlich: Wohnhäuser, die mit dem Anspruch auf gemeinsames alternatives Wohnen und politischer Öffentlichkeit verbunden waren, Wohn- und Fabrikgebäude, die als Kunst-und Kulturobjekte in Anspruch genommen wurden und auch Mischformen beider Konzepte.
Der Zustand von Wohnungsnot bei gleichzeitigem massenhaften Leerstand blieb auch nach der Deutschen Einheit weiter bestehen. Wohnraum wurde wieder zu Ware und zum Gegenstand kapitalistischer Marktinteressen. Die langwierigen Restitutionsverfahren, der besondere Standortfaktor der Stadt und die Einleitung von Aufwertungsprozessen in den Altbaugebieten verschärften die Situation.
Einige „schwarz“ bewohnte Wohnungen und Häuser aus DDR-Zeiten bestanden weiter für Außenstehende unsichtbar, es wurden auch weiter Wohnungen illegal bezogen, andere von „Schwarzwohnern“ besetzte Häuser transformierten sich zu öffentlich besetzten Häusern mit alternativen Wohnkonzepten. Nicht wenige der ersten, nun öffentlich agierenden, Besetzer_innen stammten aus der „Schwarzwohnerszene“ und der DDR-Alternativszene.
Im letzten Jahr der DDR konnte sich in Potsdam die alternative Szene und eine freie Kulturszene das bisher unter dem Deckel gehaltene kreative Potential öffentlich entfalten. Vielen gelang es mit Hilfe von Besetzungen die Gunst der letzten Stunden der DDR als das „wunderbare Jahr der Anarchie“5 für die Etablierung und Institutionalisierung eigener künstlerischer, kultureller und lebensförmlicher Ansprüche zu nutzen. In den erodierenden Institutionen des alten Systems waren Forderungen bei den zeitweise gelähmten und verunsicherten staatlichen Stellen leicht durchzusetzen. Es gab relativ schnell und unkompliziert Verträge und großangelegte polizeiliche Räumungen fanden auch nicht statt.
Vor der alten und neuen Staatsmacht hatten die Hausbesetzer so das ganze Jahr 1990 ihre Ruhe. Probleme machten den ersten Besetzer_innen vor allem die stark gewachsene Neonaziszene, die mit regelmäßigen Übergriffen auf besetzte Häuser die Bewohner_innen in Atem hielt.
Im benachbarten Berlin dagegen war schon kurz nach der Einheit Schluss mit der Freizügigkeit von Besetzungen. Die brutale Räumung der Mainzer Straße im Ost-Berliner Stadtteil Friedrichshain durch die kampferprobte West-Berliner Polizei im November 1990 war ein deutliches politisches Zeichen: Besetzungen wurden nicht mehr geduldet und die in den 80ern entwickelte „Berliner Linie“ wurde nun auch hier durchgesetzt. Die Mainzer Straße war im Sommer 1990 nach einem Aufruf in der autonomen Zeitung Interim von vorwiegend westdeutschen Jugendlichen besetzt worden. Die Zäsur Mainzer Straße-Räumung und die darauf durchgesetzte „Hausbesetzer-Politik“ machten Berlin zu einem heißen Pflaster für Hausbesetzer_innen. Einige aus der Mainzer Straße geräumten Besetzer_innen orientierten sich nun lokal um. Im Januar 1991 zog eine große Gruppe ehemaliger Bewohner_innen der Mainzer Straße und anderen Häusern in Friedrichshain nach Potsdam.
1991-1992 Ausweitung und Strukturierung
Im Januar 1991 wurden die Gutenbergstraße 107, 108, 14 und das „Dreimäderlhaus“ in der Hermann Elfleinstraße, u.a. von ehemaligen Besetzern aus der Mainzer Straße, besetzt. Im Februar 1991 versuchte eine „Spekulantenfirma“ mit Hilfe einer „Kampfsportgruppe“ eigenständig das Haus zu räumen, was die Besetzer_innen zusammen mit der Polizei verhindern konnten. Im März 1991 wurde die Bertinivilla von Potsdamer_innen und Westberliner_innen zusammen als Wohn- und Politprojekt besetzt.
Im Jahr 1991 sind in Potsdam, vorwiegend in der Innenstadt, ca. 35 Häuser auf einmal besetzt. Die Hausbesetzer_innen waren nun unübersehbar und unüberhörbar, mitunter zum Unmut der alteingesessen Nachbarschaft. Ausstellungen, Cafés, Kneipen, Konzerte und sogar ein Kinderspielplatz entstanden rund um die Gutenbergstraße, die nun das Zentrum einer äußerst heterogenen Szene bildete. Die Fassaden der stark maroden Häuser waren oft bunt bemalt, mit Transparenten behängt und die Straße von Szeneklientel bevölkert. Einigen der geduldeten Kulturprojekte gelang es, Fördergelder zu beziehen und zeitlich begrenzte Nutzungsverträge auszuhandeln.
Die besetzten Räume dienten auch als Lebens- und Arbeitsfeld für verschiedene politische und subkulturelle Szenen, Akteure sozialer Bewegungen. Die vielen verschiedenen Besetzer_innen-Gruppen unterschieden sich in ihren Interessen und Motiven, mitunter grenzte man sich auch voneinander ab. Nicht jede Besetzungsgruppe, von denen nicht wenige weiter stille Besetzer_innen waren, fühlte sich zu dem zugehörig, was öffentlich als die „Hausbesetzerszene“ wahrgenommen wurde.
Diese „Szene“ machte aber weiter auf sich aufmerksam und einige Besetzer_innen forderten eine politische Lösung für alle besetzten Häuser der Stadt. In der ersten Jahreshälfte gab es erste Versuche zu Gesprächen zwischen Stadt und Besetzer_innen. Seitens des Magistrats wird zunächst Erwin Motzkus vom Dezernat für Ordnung und Sicherheit als Ansprechpartner zur Verfügung gestellt. Ein Teil der besetzten Häuser zeigte sich verhandlungsbereit und arbeitete Wohn-, Arbeits-, und Lebenskonzepte aus. Über diese Konzepte wurde aber im Magistrat nicht verhandelt.
Nach einer polizeilichen Hausdurchsuchung in der Gutenbergstraße 107 folgten verschiedene Protestaktionen. Unter öffentlichen Druck geraten, erklärte sich der Magistrat öffentlich bereit, vor jeder Räumung Verhandlungen aufzunehmen, um akzeptable Ausweichmöglichkeiten zu finden. Der von 18 Menschen bewohnten Gutenbergstraße 107 wird als Ausweichobjekt von der Stadt ein Vier-Zimmer Bungalow angeboten, was dazu führt das sich die Besetzer_innen nicht ernst genommen fühlten und der Dialog zwischen Magistrat und Besetzern zunächst im Sand verläuft.
Zu einer Polarisierung trägt ein Brief des Oberbürgermeisters an den Intendanten des Hans Otto Theaters Guido Huonder bei, in dem Huonder untersagt wird, in besetzten Häusern Lesungen aufzuführen und Stücke aufzuführen.“Aufführungen in besetzten Häusern gefährden den inneren Frieden“6 heißt es in diesem Schreiben. Die Szene konzentriert sich weiter darauf, durch medienwirksame Aktionen Aufmerksamkeit zu generieren, so wie bspw. mit der zeitweisen Besetzung des Interhotels und des Cecilienhofes, den Versuch den Stadtschlüssel zu entwenden und „provokative Spaziergänge“ im Park Sanssouci.
Ab 1992 gab es weitere Besetzungen, aber auch erste Räumungen. Hausbesetzungen wurden nun auch in Potsdam schwieriger, weil die beschlossene Nichtduldung seitens der Stadt konsequenter durchgesetzt wurde. Im Sommer 1992 besetzten Künstler_innen mit dem „Waschhaus“ eine alte Armeewäscherei in Potsdam und gingen mit klar ausgearbeiteten Vorstellungen und Konzepten für ein soziokulturelles Zentrum auf das Kulturamt zu. In kurzer Zeit wurden Verträge abgeschlossen, die ersten Gelder bereit gestellt und der Weg für einen kommerziellen Kulturbetrieb geebnet.
1993-2001 Eskalation, Neuorientierung und Legalisierungen
Die Räumung der „fabrik“ im September 1993 stellte in mehrfacher Hinsicht eine Zäsur in der Entwicklung der Hausbesetzungen in Potsdam dar. Erstens gab es hier das erste Mal einen eskalierenden Polizeieinsatz und auch erstmals wehrten sich Besetzer_innen mit Gewalt gegen die gewaltsame Räumung durch die Polizei und versuchten das Haus zu verteidigen. Zweitens führte dies über die Gewaltfrage auch zu einer Diskussionen innerhalb der Szene, da diese Militanz längst nicht allen als ein probates Mittel in der politischen Auseinandersetzung erschien.
Diese Räumung führte andererseits auch zum Auftrieb einer Szene, die sich nun gegen ihr drohendes Verschwinden zur Wehr setzte. Und verstärkte somit auch die Anstrengungen, die es sich zum Ziel gesetzt hatte, einen adäquaten Ersatz für das verlorene Kulturobjekt „fabrik“ zu bekommen. Mit der Besetzung einer Villa in der Hegelallee 5 am Tag nach der Räumung, nahm dies seinen Anfang. Das neue Kulturzentrum der Hausbesetzer_innen war damit nur noch einen Steinwurf von der Potsdamer Stadtverwaltung und dem Magistrat entfernt. Dort geriet man zunehmend unter Druck sich eindeutig zu den Hausbesetzer_innen zu verhalten. Der katastrophale Polizeieinsatz und die Eskalation der Gewalt sollten zukünftig verhindert werden.
Nach der Räumung der Hegelallee 5 und einem weiteren Haus im Februar/ März 1994 flammten die Proteste wieder auf. Diese verlagerten sich nun verstärkt auf die Straße. Potsdamer Hausbesetzer_innen und ein zunehmend jüngeres Symphatisant_innenumfeld, darunter auch viele Schüler_innen, veranstalteten Demonstrationen, die immer wieder in gewalttätigen Auseinandersetzungen mit der Polizei mündeten, aber überwiegend auch eine Vielzahl friedlicher und kreativer Aktionen nach sich zog. Diese Zeit zwischen Herbst 1993 und Frühjahr 1994 war in der Intensität und Dichte von Protestaktionen für die Potsdamer Hausbesetzer_innen herausragend.
Der Konflikt blieb heiß bis ins Frühjahr und flaute dann nach und nach ab. Doch Hausbesetzungen waren in Potsdam zu diesem Zeitpunkt noch lange nicht Geschichte. Im April 1994 wurde weit außerhalb des Zentrums endlich das Archiv als neues besetztes Kultur-Zentrum eröffnet. Ebenfalls im Sommer 1994 wurden unter anderem das Boumanns mit Wohnhaus und Kneipe besetzt und die Muthesiusvilla am Straußplatz. 1996 wurde die Breiti in Babelsberg besetzt.
Ab 1994 kam mit dem Entstehen von Wagenplätzen noch etwas Neues in Potsdam hinzu. Unter ihnen waren viele ehemalige Besetzer_innen, die nun mit Rädern unter der Wohnung deutlich flexibler waren.
Die Stadt arbeitete ab Ende 1994 mit der Unterstützung von West-Berliner Trägern wie dem SPI (Sozialpädagogisches Institut) und dem Martinswerk, die sich schon in den 80ern in der Legalisierung besetzter Häuser in Berlin bewährt hatten, ein Konzept zur Lösung aus. Trotz Lösungskonzept und der Bekräftigung einer „Linie“, die besagte, keine neuen Besetzungen zu dulden, aber sich mit bereits besetzten Häusern an den Verhandlungstisch zu setzen, wiederholte sich noch einige Male das konflikthafte Muster aus Besetzungen und Räumungen und dem Aufflammen von gewalttätigen Auseinandersetzungen auf der Straße, besonders um die Räumungen des Archivs 1997 und des Boumanns 2000, bis ins Jahr 2000. Die weitere Entwicklung von Hausbesetzungen in Potsdam war vom gleichzeitigen Verschwinden alter und von der vereinzelten Aneignung neuer Häuser geprägt. Das Besetzen wurde jedoch zunehmend schwieriger, während die Räumung und Institutionalisierung von Häusern weiter voran getrieben wurde, bis die Anzahl der illegalen Häuser im Jahr 2000 auf eine verschwindend geringe Anzahl schrumpfte. Besetzungsversuche nach 2000 waren selten und meist nur von kurzer Dauer. Eine Ausnahme bildet die 2008 besetzte „La Datscha“ im Babelsberger Park, die bis heute besteht.
Text: Jakob Warnecke
Kontakt: squat.map.potsdam@gmail.com
Fotos:
http://hassan-fotografie.de/cms/historisches-aus-potsdam/
Video:
https://www.youtube.com/watch?v=VCHsQ6UXMcg
1Stadtarchiv Potsdam Schreiben von Geschäftsführer Dietmar Bock von der WVP an Frau Konietzny von Stadtverwaltung Potsdam/ Dezernat für Recht und Ordnung vom 1.12.1994 / BR 639 Bl. 4
2Gnaudschun, Göran: Vorher müßt ihr uns erschießen, Berlin 2001, S.9
3Vgl. Udo Grashoff: Schwarzwohnen. Die Unterwanderung der staatlichen Wohnraumlenkung in der DDR. Göttingen 2011
4Die Entwicklung der Hausbesetzungen in Potsdam war vergleichsweise ähnlich wie in anderen ostdeutschen Städten. Dieter Rink stellte bei Hausbesetzungen nach 1989 ein ähnliches Ablaufmuster fest: 1. eine Initialphase 2. die Mobilisierung und Ausweitung von Besetzungen 3. Legalisierungs- und Institutionalisierungsphase 4. Ein Muster, dass sich im Fall von Potsdam keinesfalls eins zu eins auf die gesamtstädtische Entwicklung übertragen lässt und in strikter Abfolge ablief, aber eine Möglichkeit zur Strukturierung der Entwicklungen bietet.
5Links, Christoph; Nitsche, Sybille; Taffelt, Antje: Das wunderbare Jahr der Anarchie. Von der Kraft des zivilen Ungehorsams 1989/90, Berlin 2004
6Zit. In: „Das Jahr 1994....“ Broschüre Potsdamer Hausbesetzer_innen aus dem Jahr 1994
7Vgl. Reader zum TAG-Kongreß 1998